Das Forum über ABBA, Agnetha Fältskog, Benny Andersson, Björn Ulvaeus, Anni-Frid Lyngstad und ihre Musik
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Michael B. Tretow
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Interview mit Michael B Tretow von 1984
Hier ist ein Interview aus dem Jahr 1984 mit Michael B. Tretow, das im SHOWTIME-Magazin abgedruckt war. Ich hab mir die Mühe gemacht, es halbwegs verständlich ins Deutsche zu übertragen, denn der Google-Translator hat bei der Übersetzung doch einige, kuriose Stilblüten ausgespuckt.
Zu den Fakten: Meines Wissens fanden digitale Aufnahmen erst ab „The Visitors“ statt, aber in diesem Interview soll es bei „Super Trouper“ schon damit losgegangen sein. Vielleicht hat der Interviewer da was falsch verstanden? Ich forsche da mal weiter nach.
Das Interview mit Michael B Tretow aus der Showtime von 1984
In der Novemberausgabe von SHOWTIME konnten Sie über Michael B. Tretow und seine frühe Zeit als Techniker lesen. In diesem zweiten und letzten Artikel spricht Michael weiter über seine Arbeit als Produzent, das Polar Studio und über digitale Aufnahmeverfahren. Er vergleicht auch verschiedene Produzenten und erklärt die schwedische Perspektive auf internationale Musikproduktion.
SHOWTIME: Wie hat es sich angefühlt, das Polar Studio mit all seinen Möglichkeiten betreten zu können?
MBT: Es war ein Traum, der Wirklichkeit wurde! Ich konnte endlich gleichzeitig aus der Nähe und aus der Distanz mikrofonieren, ohne andere Instrumente zu verlieren. Dies war eine Prozedur, die in anderen Studios fast unmöglich war, da sie keine unterschiedlichen Räume hatten, die vollständig voneinander getrennt waren. Bei Polar haben wir fünf verschiedene Räume mit sehr unterschiedlichen akustischen Umgebungen, z. Glas- und Marmorraum für Flügel oder Schlagzeug. Dort können Sie die Mikrofone in unterschiedlichen Entfernungen bewegen und nach dem besten Klang suchen, ohne befürchten zu müssen, dass andere Geräusche in dieselben Mikrofone gelangen.
SHOWTIME: Woher kommt dein Interesse für Distanzmikrofone?
MBT: Ja, es ist wirklich eine Rückbesinnung auf eine bewährte, alte Technik. Ich erinnere mich, dass es kaum jemanden gab, der diese Technik noch verwendete, als ich anfing, Raum-Mikrofone zu verwenden. Es war wahrscheinlich das "Live-Gefühl", nach dem ich schon damals gesucht hatte.
SHOWTIME: Ziemlich bald haben Sie die digitale Aufnahmetechnik bei Polar genutzt. Wie hat sich das angefühlt und wie hat es sich angehört?
MBT: Am Anfang dachte ich, dass es kalt und böse klingt, aber die Musik hat sich auch geändert, jetzt denke ich, dass es genau so richtig klingt. Ich reagiere heutzutage überhaupt nicht mehr negativ auf den digitalen Sound, sondern denke, dass analoge Sounds nicht klar genug klingen!
SHOWTIME: Die LP "Super Trouper" soll digital aufgenommen worden sein, aber gab es dort nicht auch auch einige analoge Elemente?
MBT: Einige der Songs sind analog gemischt. Ich war am Anfang des "kalten" digitalen Sounds so verstört, dass ich einige Songs analog abgemischt habe. Heute hätte ich das nicht mehr so gemacht, aber damals fühlte es sich mit dem digitalen Sound nicht gut an.
SHOWTIME: Lassen sie uns auf die Zusammenarbeit mit Benny und Björn eingehen, wie sind sie als Produzenten?
MBT: Björn und Benny sind einzigartig, sowohl als Menschen als auch als Musiker, eindeutig besser als andere Produzenten, einfach hervorragend! In der Musik, die sie kreieren, liegt eine unglaubliche Wärme.
SHOWTIME: Wie wichtig sind Arrangement und Einfühlungsvermögen für einem Song?
MBT: Die Arrangements bedeuten alles! Einfach eine offene E-Saite auf dem E-Bass zu schlagen und zu denken, dass es wie der Bass in "When I'm Sixty-Four" klingen sollte, funktioniert nicht. - Björn und Benny sind sich der Bedeutung der Arrangements sehr bewusst. - Auch die Bedeutung von Agnetha und Frida in diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen. Ihr Stimmen bedeuten viel, besonders wenn sie mit solcher Energie und Hingabe singen. - Wenn wir aufnehmen, dann tun wir das mit unglaublicher Energie und Wagemut, jeder investiert alles und wirft sich kopfüber in den Abgrund. Manchmal geht das daneben, aber dann beheben wir die Fehler mit einem kleinen "Punch-In" hier und da!
SHOWTIME: Wie war es, mit einem Produzenten wie Mike Chapman an Agnethas Solo-LP zu arbeiten?
MBT: Ich war sehr gespannt auf die Zusammenarbeit mit Mike und habe auch seine Platten bewundert. Aber es gab keine wesentlichen Dinge, die man von ihm lernen musste, sondern es war eher umgekehrt! Tatsächlich machen er und andere ausländische Produzenten oft Dinge, die wir in Schweden überhaupt nicht für bemerkenswert halten. Unter anderem kam Adam Ant und benutzte Streicher und Bläser für jedes Lied und fand es sehr cool, während wir dachten, es klang wie eine typische Sylvia Vrethammar-Begleitung oder ein Schlager aus Holland.
SHOWTIME: Wie kommt es, dass ausländische Produzenten davon so angetan sind?
MBT: Sie denken, es klingt exotisch. Ein Akkordeon oder ein Spilopipa kann einen ausländischen Produzenten echt beeindrucken!
SHOWTIME: Sie meinen, das kleine Schweden behauptet sich international ziemlich gut?
MBT: Ja, kein Zweifel. Die Einstellung in Schweden war immer: "Warum klingt es in England und den USA so gut, warum können wir niemals so klingen?". Wir haben fleissig gearbeitet , Stück für Stück, und waren dabei innovativ, ohne dass wir das sonderlich bemerkenswert fanden. Ein englischer Produzent kann sicherlich hierher kommen und wirklich überrascht sein, dass wir hier so gute Studios oder talentierte Studiomusiker haben, die mit den Profis in den USA und England komplett auf Augenhöhe sind.
- Ich erinnere mich einmal, als ich in einem Studio in New York war, wo Stevie Wonder eine Superaufnahme aufgenommen hatte. Ratet mal, was sie für das Echo verwendet haben. Ein Orban-Spring-Reverb! Dann war ich in einem anderen Studio, wo es eine Reihe von Sennheiser-Mikrofonen gab, die für uns nicht besonders bemerkenswert sind. Was haben die Amerikaner damit gemacht? Sie haben Bob Dylans Songs damit aufgenommen! Für sie waren die Sennheiser-Mikrofone eine exklusive Sache, weil sie in Europa hergestellt wurden. In einem legendären Studio wie Electric Ladyland konnte man Heftpflaster und alte Teile einer Kuckucksuhr finden, die die Mischkonsolen zusammenhielten!
SHOWTIME: Sie haben ein modernes eigenes Studio zu Hause im Wohnzimmer, in dem Sie viele eigene Aufnahmen machen. Freut sich dann der Musiker in Mikael B Tretow?
MBT: Ich wollte schon immer selbst spielen, schließlich war ich von Anfang an Musiker. Aber als ich das Metronom-Studio betrat, wurde ich von all den guten Studiomusikern übertroffen, so dass ich mehrere Jahre lang nicht als Instrumental-Musiker da reinkam. Wenn ich mit der Produktion von "Chess" fertig bin, sollte ich eigentlich lernen, nach Noten zu spielen, weil ich das nie konnte. Ohne Zweifel ist es von Vorteil, Noten lesen zu können!